Andelfinger Zeitung, 12.3.19

HENGGART Einige Einwohner haben am Freitagabend Besuch bekommen. An ihrer Tür klingelte SVP-Kantonsratskandidat Paul Mayer und warb für seine Wahl. Die Reaktionen waren überraschend positiv.

«Paul Mayer von der SVP, ich möchte gern in den Kantonsrat.» Diesen Satz sagte der Marthaler Unternehmer am Freitagabend ein paar Mal – sooft jedenfalls, wie eine Tür aufging, an der er geklingelt hatte. Er im Anzug, darüber seine Wahlweste und in seinem Schlepptau: das SVP-Sünneli-Maskottchen, ein Helfer mit Flyern und beschrifteten Taschentüchern, eine Videojournalistin und zwei Lokaljournalisten.

Besuch erhielten Henggarter Einwohnerinnen und Einwohner in Mehrfamilienhäusern entlang der Bahnlinie. Der Start um 17 Uhr war harzig. «Um diese Zeit sind in der Schweiz noch alle am Arbeiten», meinte Paul Mayer und hängte Flyer an Türgriffe, wenn ihm niemand öffnete.

«Lueg, s Sünneli»
Neues Haus, neues Glück, sagte er und schritt weiter. Und schon ging eine Tür auf. «Lueg, s Sünneli isch da!», sagte die Frau zu ihrer Tochter. Dass eine Kamera auf sie gerichtet war, störte sie anscheinend überhaupt nicht. Paul Mayer sprach sein Versli, reichte Flyer und Taschentücher der beiden SVP-Regierungsratskandidaten, sie wünschte viel Glück.

«Alles Gute», hiess es auch an der nächsten Tür. Ob sie wählen gehe, wollte Paul Mayer wissen. Die Frau bejahte. Und auch, dass sie ihn wählen werde. «Mein Mann aber nicht», fügte sie lachend an. Es können nicht alle, gab sich Paul Mayer verständnisvoll und bedankte sich für die Stimme.

Henggart war der dritte Ort, in dem er Hausbesuche machte. Eine aufwendige Art von Wahlwerbung. Er stimmt zu, aber «vo nüt chunnt nüt». Und er glaubt, der persönliche Kontakt sei vielleicht überraschend, wirke aber nach. Bei einer Standaktion kürzlich sei ein Mann auf ihn zugekommen und habe gesagt: «Sie sind geschter bi mir gsi!»

Daumen rausnehmen
Negative Reaktionen gibts auch. Aber nur wenige. Einen pro Einsatz habe er zugut, sagte Paul Mayer zu Beginn dieser speziellen Tour. Es waren dann zwei, die dankend ablehnten, bei über einem Dutzend Kontakten.

Viel öfter kam er ins Gespräch mit Leuten. Nein, sie habe noch nicht gewählt. «Aber wenn man so begrüsst wird, kann man den Daumen rausnehmen », meinte eine Frau und fand es lässig, dass sie nun einen Kantonsratskandidaten kennt. Die Zeit zwischen 17 und 18.30 Uhr hat Paul Mayer bewusst gewählt – vor dem Essen.

Es gebe Spinat, sagte der Mann, und winkte, die Kamera müsse abgestellt werden. Die Filmerin gehorchte. Reden wollte er aber, vor allem über sich, er lebe in Amerika, habe dort eine Baufirma und sei nur zu Besuch. Paul Mayer nahm den Faden auf, er habe eine Metallbaufirma, aber ohne Aufträge so weit weg.

Ein anderer meinte auf Paul Mayers Aussage, er wolle Kantonsrat werden, das sei aber ein schweres Los. «Ich stelle es mir auch nicht einfach vor», antwortete der Kandidat und erhielt ein «ich merke Sie mir vor».

Zu den Begegnungen an Türen kamen ein paar bei der Postautokante am Bahnhof. Wartende vertrieben sich dann die Zeit mit einem Blick in den Wahlflyer. Vielleicht seien es diese zehn Stimmen, die schliesslich den Unterschied machen, meinte Paul Mayer. Er wird es am 24. März erfahren, wenn gewählt wird. Mit Listenplatz 2 hat der 55-Jährige gute Chancen, dass sein Wunsch in Erfüllung geht.

Vor vier Jahren machte die SP im Bezirk Wahlwerbung mit Telefonanrufen. Paul Mayer meinte am Freitag schmunzelnd, er sei wohl das Versuchskaninchen für die SVP für neue Wahlwerbung. Der Film wird in der Parteizentrale wohl mit Interesse geschaut.