Der Marthaler Unternehmer Paul Mayer (SVP) will in den Kantonsrat. Um sich den WКhlerinnen und WКhlern vorzustellen, ging er am Freitagabend in Henggart persЪnlich von Tür zu Tür. Begleitet von einem Wahlkampfhelfer und der Parteisonne. Eine Premiere.

HENGGART. Paul Mayer kommt. Am Steuer eines Vans mit seinem Konterfei an den Seiten fährt er auf den Parkplatz beim Bahnhof Henggart. Es ist Freitag, kurz vor 17 Uhr. Paul Mayer ist ein Marthaler Unternehmer, der für den Zürcher Kantonsrat kandidiert. Zwischen 17 Uhr und 18.15 Uhr wird er an diesem Abend in Henggart an rund 40 Wohnungstüren klingeln. Um sich vorzustellen, seine Kandidatur zu erklären sowie ein kleines Präsent zu überreichen. Zur eher kühlen Witterung passend handelt es sich dabei um Papiertaschentücher. Inzwischen sind weitere Personen eingetroffen: Wahlkampfhelfer Samuel Balsiger sowie eine Kamerafrau, die alles für den parteiinternen Gebrauch filmisch dokumentiert, und noch ein Medienmann. Die Stimmung ist heiter. Paul Mayer zieht eine gelbe Weste mit seinem Namen über den mittelblauen Anzug. Danach wird er von der Kamerafrau verkabelt. Ein weiterer Helfer ist erschienen und holt ein knallgelbes, aus flauschigem Faserpelz gefertigtes Kostüm aus dem Van und zieht es an. Zu guter Letzt kommt der mit vergittertem Sehschlitz versehene Kopf: Es ist die Parteisonne. Man kann nicht sagen, dass der karnevalistische Touch bei dieser Ganzkörperverhüllung fehle, und tatsächlich hat Paul Mayer später an diesem Abend noch einen Termin: Er muss für einen Festakt an die Fasnacht.

«Lustig ist übertrieben»
Nun sind alle parat. Die Packungen mit den Taschentüchern hält Samuel Balsiger in den Händen. Ebenso Türhänger für den Fall, dass jemand nicht zu Hause ist. «Gömmer! », ruft Paul Mayer. Die «Sonne» reckt den Daumen in die Höhe, und der Trupp steuert das erste Mehrfamilienhaus an. Klingeln. Nichts geschieht. Neuer Versuch, noch einer, ein Summen. Jetzt kann man ins Haus. Eine junge Mutter mit ihrem Töchterlein ist aus der Wohnung gekommen: «Log, d Sunne isch im Schtägehuus.» – «Ich bi de Paul Mayer», sagt der Kandidat. «Ich möchte in den Kantonsrat, und ich mache ein wenig Werbung für mich. Am 24. März sind die Wahlen.» Small Talk. Er händigt die Taschentücher aus, verabschiedet sich. Weiter treppauf zu den nächsten Türen. Der Durchmesser der Parteisonne ist so gross, dass sie an den Wänden des Stiegenhauses streift. Es gilt, eng zusammenzurücken, die Kamerafrau muss ja auch irgendwo stehen. «Aber nicht, dass sie mich filmen», ruft eine ältere Lady, «ich bin im Morgenmantel!» Gegen das Gefilmtwerden wehrt sie sich nicht mehr, als sie erfährt, die Aufnahmen seien für «intern». Und so geht es weiter, von Wohnung zu Wohnung. Viele sind nicht zu Hause. Die Hänger kommen an die Klinke, dann ist der Tross wieder draussen, und weiter gehts, zum nächsten Block.

 

Und wie fühlt sich der Kandidat? «Ist das lustig für Sie, dieses Klinkenputzen?» – «Lustig ist übertrieben», sagt Paul Mayer, «aber wenn es dem Ganzen hilft, dann ist es gut.» Er mache dies für sich, sagt er noch, aber auf die Frage, ob die Aktion folglich seine eigene Idee gewesen sei, weicht er aus: «Es hat sich im Gespräch entwickelt, dass man das so machen kann.»

«Vielleicht wählen mich von denen, die ich besucht habe, zehn. Vielleicht sind das die entscheidenden Stimmen.»
Paul Mayer Unternehmer und Kandidat für den Kantonsrat

Dann wieder ein Türöffner, wieder das Klingeln. «Bei uns haben Sie Pech», sagt jemand, «wir wählen nicht SVP.» Aber diese Haltung bleibt in Henggart die Ausnahme. «Vier von zehn wählen uns», sagt Paul Mayer. Ein Heimspiel also. Auf die Frage, warum er denn überhaupt in den Kantonsrat dränge, sagt der Kandidat: «Ich bin Unternehmer, und im Kanton Zürich gibt es 102 000 KMU-Betriebe. Ich will schauen, dass die Bürokratie für diese schlanker wird.» Und er fügt hinzu: «Ich kann Ihnen auch erzählen, was ich für Staukosten habe: 12 Angestellte sind immer unterwegs. Am Morgen und am Abend stehen die je eine Viertelstunde im Stau. Das sind 1440 Stunden im Jahr. Mal hundert. Das sind fast 150 000 Franken, die mir fehlen.» Die Lösung dieses Problems liegt für Paul Mayer darin, «dass wir die Strassenprojekte, die wir haben, endlich umsetzen».

Die Tour durchs Quartier nähert sich dem Ende. Am Bahnhof ist ein Zug angekommen, also: Die Pendler ansprechen und diejenigen, die an der Bushaltestelle warten. Dann noch einmal ein Wohnblock. Die vom Kandidaten für die Aktion veranschlagten fünf Viertelstunden sind im Flug vergangen. Zeit für ein Fazit: «Vielleicht wählen mich von denen, die ich jetzt besucht habe, zehn», sagt der Kandidat und: «Vielleicht sind das die entscheidenden zehn Stimmen.»